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Amanda Piña erforscht als Valeska-Gert-Gastprofessorin der Freien Universität Berlin ererbte Bewegungsformen

Choreografin stellt ihre Arbeit am Mittwoch, 17. April 2024, in der Akademie der Künste vor

Nr. 076/2024 vom 12.04.2024

Die renommierte Choreografin chilenischer und mexikanischer Abstammung Amanda Piña übernimmt im Sommersemester 2024 die Valeska-Gert-Gastprofessur an der Freien Universität Berlin. Am Mittwoch, 17. April 2024, um 19 Uhr wird die Künstlerin in der Akademie der Künste in Berlin ihre Arbeit vorstellen und das Wiederauftauchen ererbter Bewegungsformen als einen Erkenntnisprozess durch Metamorphose, der jenseits der westlichen Idee performativer Darstellung steht, diskutieren. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) in englischer Sprache statt. Der Eintritt ist frei, die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen.

Amanda Piña erforscht als Valeska-Gert-Gastprofessorin der Freien Universität Berlin ererbte Bewegungsformen

Amanda Piña erforscht als Valeska-Gert-Gastprofessorin der Freien Universität Berlin ererbte Bewegungsformen
Bildquelle: Bea Borgers

Amanda Piña lebt zwischen Wien und Mexiko-Stadt und schöpft künstlerisch aus ihrer gemischten Abstammung (Mestiza, Cheje), die Mapuche-, spanische und syrisch-palästinensische Wurzeln umfasst. Sie ist eine vielseitige Künstlerin, die choreografisch und tänzerisch forscht, pädagogische Rahmenwerke schafft und kuratiert sowie Publikationen schreibt und herausgibt. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die politische und soziale Kraft von Bewegung, um ideologische Trennungen zwischen zeitgenössisch und traditionell, Mensch und Tier, Natur und Kultur vorübergehend aufzuheben. Sie arbeitet in Kontexten der darstellenden und bildenden Kunst.

Gemeinsam mit Studierenden des Masterstudiengangs Tanzwissenschaft der Freien Universität Berlin will Amanda Piña das Wiederauftauchen uralter Bewegungsformen erforschen, „die in ozeanischen Kontexten entstanden und gediehen sind", wie die Künstlerin betont. So sollen einerseits afrodiasporische Ausdrucksformen des verkörperten Wissens der Vorfahren untersucht werden, die – in Tanz und Klang kodiert –in Abya Yala* (Amerika) entstanden sind und ethnische Grenzen überschritten haben, um auch von nicht-afrikanischen Nachkommen in Regionen wie Mexiko, Kuba, Haiti und Brasilien angenommen zu werden.

Zudem will die Künstlerin mit den Studierenden im Sommersemester 2024 „ozeanische Bewegungen“ in einem breiteren Rahmen erforschen, der die Bewegungen alter Tierarten wie Schwämme, Nesseltiere, Mollusken und Stachelhäuter - sowie die historischen und gegenwärtigen Bewegungen von Meeresströmungen, Diaspora und Migrationen umfasst. In dem Arbeitsprozess wird der Ozean als ein Knotenpunkt von Ursprung, Transit und Untergang verstanden, aber auch als ein lebendiges Ökosystem, das für die Erhaltung des Lebens auf der Erde entscheidend ist.

An der Freien Universität Berlin wird Amanda Piña zugleich ein mehrjähriges Projekt fortsetzen, das die Künstlerin „Endangered Human Movement (2014-)“ nennt und das die politische und soziale Kraft der Bewegung verkörpert, die in indigenen Wissensformen und Praktiken der Welterzeugung und -erhaltung begründet ist. Das Langzeitprojekt wurde von der Choreografin 2014 initiiert und „beschäftigt sich mit menschlichen (und nicht-menschlichen) Bewegungspraktiken, die seit Jahrhunderten auf der ganzen Welt gepflegt werden", erklärt die Künstlerin. Dabei werden auch kritische Perspektiven aus der Anthropologie, der dekolonialen Theorie sowie aus zeitgenössischen indianischen und afrodiasporischen Wissenstraditionen beleuchtet. „Zu Letzterem gehören nicht nur zeitgenössische schamanische Praktiken, sondern auch mündlich überliefertes Wissen, soziales Wissen über den Körper, Tanz, Bewegung, Berührung, Heilung, Pflanzen, Wahrnehmung, die Verflechtung von Lebensformen und über rituelles diplomatisches Wissen, das auf die Beziehungen zu anderen Wesen angewandt wird", wie Amanda Piña betont.

Die Valeska Gert Gastprofessur ist eine Kooperation des Masterstudiengangs Tanzwissenschaft der Freien Universität Berlin mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst und der Akademie der Künste Berlin. (cxm)

Weitere Informationen

Kontakt

  • Dr. Lindsey Drury, Freie Universität Berlin, Institut für Theaterwissenschaft, Grunewaldstr.35, 12165 Berlin, E-Mail: l.drury@fu-berlin.de